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EUROPAWEIT EINMALIGER ARCHITEKTURSTIL
Lage
Das Umgebindehaus ist einmalig. Nirgends kommt es in solcher Dichte vor, wie im südöstlichen Teil der Oberlausitz und grenzüberschreitend in Nordböhmen und Westschlesien. Eine Verbindung zwischen slawischer Blockbauweise und fränkischem Fachwerk hat vom Ende des 17. Jahrhunderts bis ins beginnende 20. Jahrhundert den Baustil geprägt. Die Blütezeit der originellen Volksarchitektur lag zwischen 1780 und 1850. Die Zahl der noch existierenden Umgebindhäuser wird in den drei benachtbarten Ländern auf etw 19.000 geschätzt. Damit kann die Region als größte europäische Architekturlandschaft bezeichnet werden.
blau: Kerngebiet / gelb: weiteres Verbreitungsgebiet
Grundriss des Lageplans aus: Landkreis Journal Nr. 217/2004
Bauweise
Das, was das Umgebinde ausmacht, lässt sich recht kurz beschrieben: Eine Stützkonstruktion aus großen Balken trägt die Lasten des Daches und - wenn vorhanden - des Oberstockes im Fachwerkstil und leitet diese auf das Fundament ab. Die Holzstube (Blockstube) steht innerhalb des Umgebindes und hat nur sich selbst zu tragen. Auf dem Umgebinde liegen der Fußboden des Dachraumes (und Oberstockes), der von Balken gehalten wird. Säulenreihen tragen das Haus.
Dächer der Umgebindehäuser sind mit Lausitzer Schiefer gedeckt. Das Fachwerk ist aus Lehm und Stroh ausgekleidet. An den Fenstern der Blockstube sind oft Ritschel zu finden, hölzerne Schiebeläden, die abends vor die Fenster geschoben werden.
Die Behauptung, das Umgebinde diente dazu, die Erschütterungen der Handwebstühle abzufangen, erwies sich als falsch. Die Umgebindehäuser gab es bereits, bevor die Weberei in der Oberlausitz Einzug hielt. Durch das Umgebinde jedoch bot sich für die Weberein ein sehr günstiges und vor allem gleich bleibendes Raumklima. Dadurch entstanden in der Weberorten im 18. und 19. Jahrhundert viele neue Umgebindehäuser. Die flexible Bauweise ermöglichte es, dass die Häuser sowohl auf Lehm, Sand oder Fels errichtet werden konnten.
Der Name UMGEBINDE wurde vermutlich durch den Heimatforscher Otto Gruner erst 1893 geprägt.
Die Häuser sind rechteckig im Verhältnis 1:2 (Breite:Länge) gebaut. Typisch ist der durchgehende steinerne Flur mit Gewölbe in der Mitte. Das Umgebinde mit seiner großen Holzstube befindet sich am häufigsten auf der Giebelseite. Im Teil es Mauerwerkes (Massivbau), der Schattenseite, auf der gegenüberliegenden Flurseite waren Stall- oder Gewölberäume untergebracht.
Doppelstubenhäuser wurden von Handwerkern errichtet, die keinen Stall brauchten. Bei ihnen befand sich jeweils links und rechts der Haustür ein Umgebindeteil mit Holzstube.
Vor allem in der Oberlausitz hat sich die Konstruktion zum vollendet schönen Umgebindebogen entwickelt. So werden Haustüren von prachtvollen Türstöcken eingefasst, sorgen Fenstergitter, Vertäfelungen oder Ochsenaugen für unnachahmliche Schönheit der Häuser.
Typen von Umgebindehäusern
GRUNDTYPEN | ||
Ständerbau/Geschossbau | Stockwerkbau | |
Die Langständer (senkrechte Umgebindehölzer) reichen vom Sockel bis zur Dachrinne und verbinden durch ihre Konstruktion Erd- und Obergeschoss. | Auf dem Traggerüst des nur erdgeschosshohen Umgebindes ruht der Oberstock als völlig selbstständige Konstruktion. | |
GROßE HOLZSTUBE | ||
Blockstube | Bohlenstube | |
Der Querschnitt der Dachbalken ist quadratisch. | Der Querschnitt der Balken ist rechteckig und größer. |
Wissenswertes
In Obercunnersdorf (früher Landkreis Löbau-Zittau, jetzt Kreis Görlitz) stehen mit rund 250 Gebäuden die Umgebindehäuser besonders dicht gedrängt. Einige von ihnen sind für Besucher offen. Als lebendiges Denkmalsdorf wurde der Ort für sein harmonisches Erscheinungsbild 2001 mit einer Goldmedaille im Europäischen Blumen-Wettbewerb "Entente florale" ausgezeichnet.
Das älteste erhaltene und bewohnte Umgebindehaus von 1661, die alte Schmiede in Waditz, steht im Landkreis Bautzen.
Mehr Informationen: www.waditz.de
In Jonsdorf ist die Naturschutz-Jugendherberge als einzige Jugendherberge in ganz Deutschland in einem Umgebindehaus untergebracht.
Im Frühjahr 2008 wurde der Fachring Umgebindehaus gegründet, der für eine denkmalgerechte Sanierung sorgt. Ihm gehörten Handwerker, Planer und Architekten an. Die ersten Experten wurden im November 2009 mit einem Zertifikat des Fachrings ausgezeichnet. Damit wird bescheinigt, dass sich der Inhaber den hohen Anforderungen bei der Sanierung von Umgebindehäusern stellen kann. Gleichzeitig liegen erstmals Kriterien für die denkmalgerechte Arbeit an Umgebindehäusern vor.
Als touristische Marke soll Urlaub im Umgebindehaus beworben werden.
m Internet bietet die Umgebindehaus-Börse leer stehende Häuser zum Verkauf.
Besonders gelungene Sanierungen von Umgebindehäusern sowie Bürger, die sich für die Volksbauweise engagieren, werden seit 2006 jährlich von der Umgebindestiftung prämiert. Die Stiftung, zu erreichen über das Landratsamt Bautzen, setzt sich für die Erhaltung der gefährdeten Umgebindehäuser ein und wirbt in der Öffentlichkeit für die Nutzung der Häuser. Einmal im Jahr verleiht die Stiftung den Umgebindehauspreis.
Fotos
Das wohl bekannteste Umgebindehaus befindet sich in Neusalza-Spremberg und beherbergt ein Museum. Das Reiterhaus wurde um 1660 als Kleinbauernhaus erbaut.
(Postkarten von 1959, 1978 und 1982)
02736 Beiersdorf
02736 Beiersdorf
02733 Cunewalde
02733 Cunewalde
(im Haus war früher das Polenz-Museum untergebracht)