Landesvermessung
Historie
Wie kamen die Postmeilensäulen in die sächsische Landschaft?
Die Geschichte beginnt mit August dem Starken, der von 1694 bis 1733 regierte. Der sächsische Kurfürst reiste als König von Polen selbst viel und oft und war in dieser Beziehung recht weitsichtig. Er erkannte die Zeichen der Zeit, in der Handel und Wandel stark im Kommen waren.
August der Starke wurde auf die Leistung eines Adam Friedrich Zürner aufmerksam. Dieser war Pfarrer in Skassa und hatte als Hobby-Geograph eine Karte der Diözesen Dresden und Großenhain herausgegeben und auch dem kurfürstlich sächsischen Landesherrn vorgelgt. So erteilte dieser ihm 1713 den Auftrag, das gesamte Kurfürstentum Sachsens zu vermessen und in Karten darzustellen. Zürner reiste, seit 1716 zum "Kurfürstlich Sächsischen und Königlich Polnischen Geograph" ernannt und ab 1721 als "Land- und Grenzcommissarius", kreuz und quer durch Sachsen. Bis zur Fertigstellung der "Neuen Chursächsischen Post-Charte" dauerte es sieben Jahre.
Zürner unterbreitete dem Kurfürsten zahlreiche Vorschläge zur Verbesserung des Straßenwesens. Er setzte durch, das ab 1722 an alle Poststraßen steinerne Säulen zur Entfernungsangabe aufgestellt und Bäume gepflanzt wurden.
Das Aufstellen von mehr als 1.000 Postmeilensäulen (etwa 160 sind ganz oder teilweise erhalten) musste Zürner dann auch organisieren und überwachen. Auf kurfürstlichen Erlass hin hatten die jeweiligen Kommunen die Kosten für den Bau der Säulen zu tragen. Das gab mächtigen Ärger.
Zürner verfasste 1738 eine "Kurze Anleitung zur gewöhnlichen Reise von Dresden nach Warschau" zur Unterstützung der Postverbindung zwischen Sachsen und Polen. Seine bedeutendsten Werke sind jedoch die oben erwähnte 1719 erschienene "Post-Charte" und der "Atlas Augusteus der Chursächsischen Lande", der 40 General- und 40 Spezialkarten umfasste.
Auf Befehl des Kurfürsten entstand mit den Postmeilensäulen an den damaligen überregionalen Verkehrswegen das erste flächendeckende europäische Verkehrsleitsystem nach römischen Vorbildern.
Bei Interesse: www.kursaechsische-postmeilensaeulen.de
Stundenberechnung
Wie kamen die Stunden auf die Postmeilensäulen?
Zürner erbaute sich einen "geometrischen Wagen" und durchquerte damit das sächsische Land. Weit mehr als drei Mal hätte er bei der gesamten Strecke die Erde umrunden können.
Ein fünftes Rad am Wagen diente dazu, die Messungen vorzunehmen. Die einzelnen Umdrehungen wurden gezählt, wobei eine Radumdrehung der Länge einer sächsischen Rute entsprach. Diese ließ sich dann in andere Entfernungsmaße umrechnen.
Jeder Landesherr hatte auch die Oberhoheit über das Maßsystem inne. So legte August der Starke im Jahre 1722 fest, dass 1.000 Ruten einer halben Postmeile und diese wiederum einer Stunde entsprachen.
2.000 Ruten ergaben eine kursächsische Meile. Für diese Distanz benötigte die Postkutsche zwei Stunden.
Der Umfang von Zürners Messrad betrug eine Rute und entspricht (heute) 4,531 Meter. Eine Stunde ist demnach eine Entfernung von 4,531 Kilometer, eine Postmeile somit 9,062 Kilometer. So lässt sich heute noch leicht errechnen, welche Entfernungen in der damaligen Zeit ermittelt wurden.
Säulen
Postmeilensäulen in Löbau
Die Postmeilensäulen (auch Postdistanzsäulen) wurden in Löbau 1725 im Zuge der Landesvermessung unter August dem Starken vor dem Bautzener und Görlitzer Stadttor sowie in der Zittauer Vorstadt aufgestellt.
Im Jahr 1957 wurde die erste Säule aus Cottaer Elbsandstein neugefertigt und am ehemaligen Bautzner Tor (auf dem heutigen Neumarkt) aufgestellt. Das Wappen der Säule ist das einzige erhaltene Originalstück der Löbauer Postmeilensäulen. Es wurde 1953 wiedergefunden und in die neue Säule eingebaut. Die AG Philatelie des Kulturbundes Löbau hatte die Anfertigung in Auftrag gegeben. Aus Anlass der Fertigstellung erschien eine Postkarte mit Zusatzstempel versehen. Später fanden lediglich farbliche aber keine grundhaften Restaurierungsarbeiten statt.
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Bei den Postdistanzsäulen aus den Jahren 1992/1993 handelt es sich um Nachbildungen, die an ihrem ursprünglichen Platz am ehemaligen Görlitzer Stadttor (heute Bahnhofstraße/Ecke Promenadenring) ...
Folgende Entfernungen sind ausgewiesen:
Weißenberg 2 St. 3/4
Reichenbach 2 St. 1/2
Görlitz 5 St. 5/8
Waldau 10 St. 3/8
Lauban 11 St.
... und am ehemaligen Zittauer Stadttor (heute Innere Zittauer Straße/Ecke Theaterplatz) aufgestellt wurden.
Bei der ersten Rekonstruktion 1926 wurden die Wappen der beiden Säulen aus Unkenntnis vertauscht, was bisher leider nicht korrigiert wurde.
Folgende Entfernung ist ausgewiesen:
Zittau 5 St. 7/8