Trauer zu spüren, in Trauer zu sein, hat wahrlich nichts mit 'Unterhaltung' zu tun. Die Thematik ist dennoch mit aufgenommen, da es in dieser Rubrik vorrangig um Gedichte geht.

 

RoseDer Tod ist groß,
wir sind die seinen
lachenden Munds.
Wenn wir uns mitten im Leben meinen,
wagt er zu weinen
mitten in uns.

Rainer Maria Rilke (1875 - 1926)

 

 

Es weht der Wind ein Blatt vom Baum
von vielen Blättern eines.
Das eine Blatt, man merkt es kaum,
denn eines ist ja keines.
Doch dieses eine Blatt allein,
war Teil von meinem Leben.
D'rum wird das eine Blatt allein,
mir immer wieder fehlen.

Blattflug

 

 

Ranke

Irgendwo blüht die Blume des Abschieds
und streut immerfort Blütenstaub,
den wir atmen, herüber;
auch noch im kommendsten Wind
atmen wir Abschied.

Rainer Maria Rilke (1875 - 1926)

 

 

Anfangs wollt ich schier verzagen,
denn ich dacht, ich trüg es nie.
Und ich hab es doch getragen,
aber frag mich nur nicht, wie.

 

 

Rose


Ich sah des Sommers letzte Rose stehn,
sie war, als ob sie bluten könnte, rot.
Da sprach ich schaudernd im Vorübergeh'n,
so weit im Leben, ist zu nah am Tod!

Es regte sich kein Hauch am heißen Tag,
nur leise strich ein weißer Schmetterling;
doch, ob auch kaum die Luft sein Flügelschlag
bewegte, sie empfand es und verging.

Christian Friedrich Hebbel (1813 - 1863)

 

 

Leise kam das Leid zu ihm, trat an seine Seite,
schaute still und ernst ihn an, blickte dann ins Weite.
Leise nahm es seine Hand, ist mit ihm geschritten,
lies ihn niemals wieder los, er hat viel gelitten.
Leise ging die Wanderung über Tal und Hügel
und uns wär's, als wüchsen still seiner Seele Flügel.

Leise kam das Leid zu ihr, trat an ihre Seite,
schaute still und ernst sie an, blickte dann ins Weite.
Leise nahm es ihre Hand, ist mit ihr geschritten,
lies sie niemals wieder los, sie hat viel gelitten.
Leise ging die Wanderung über Tal und Hügel
und uns wär's, als wüchsen still ihrer Seele Flügel.

 

 

Für die Welt bist du nur ein Mensch.
Für einen Menschen kannst du die Welt sein.

 

 

Wir sind ein Blatt am Baum der Zeit
wie lang, kann keiner wissen.
Ein Windstoß aus der Ewigkeit,
und fort sind wir gerissen.

in memoriam

Es weiß ja keiner,
der's nicht erlebt
wie's ist,
wenn einer die Flügel hebt
und leise,
leise sich auf die Reise -
die letzte macht.

Es weiß ja keiner,
dem's nicht geschah
wie's ist,
wenn einer nun nicht mehr da.
Wenn leer die Stätte des,
den man hätte so gern
noch nah.