Ostern  

 

 

 

Ostereier

Ostern ist morgen, nun Grete mach schnell!
Bring uns die Eier nur hurtig zur Stell'.
dass wir bemalt sie im Garten verstecken,
farbige Früchte in Büschen und Hecken! -
Will uns der Frühling
zum Schmaus nichts besorgen,
müssen wir selber ihm Früchte schon borgen.

Ostereier

Robert Reinick (1805 - 1852)

 

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Osterhäslein

HaseDrunten an der Gartenmauer
hab ich seh'n ein Häslein lauern.
Eins, zwei, drei: Legt's ein Ei,
lang wird's nimmer dauern.

Kinder lasst uns niederducken!
Seht ihr's ängstlich um sich gucken?
Ei, da hüpft's und da schlüpft's
durch die Mauerlucken.

Und nun sucht in allen Ecken,
wo die schönsten Eier stecken,
rot und blau und grün und grau
und mit Marmorflecken.

Friedrich Wilhelm Güll

 

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Osterspaziergang

Vom Eise befreit sind Strom und Bäche
durch des Frühlings holden, belebenden Blick,
im Tale grünet Hoffnungsglück;
der alte Winter, in seiner Schwäche,
zog sich in rauhe Berge zurück.
Von dort her sendet er, fliehend nur,
ohnmächtige Schauer körnigen Eises
in Streifen über die grünende Flur.
Aber die Sonne duldet kein Weißes,
überall regt sich Bildung und Streben,
alles will sie mit Farben beleben;
doch an Blumen fehlt's im Revier,
sie nimmt geputzte Menschen dafür.
Kehre dich um, von diesen Höhen,
nach der Stadt zurück zu sehen!
Aus dem hohlen finstern Tor
dringt ein buntes Gewimmel hervor.
Jeder sonnt sich heute so gern.
Sie feiern die Auferstehung des Herrn,
denn sie sind selber auferstanden:
Aus niedriger Häuser dumpfen Gemächern,
aus Handwerks- und Gewerbesbanden,
aus dem Druck von Giebeln und Dächern,
aus der Straßen quetschender Enge,
aus der Kirchen ehrwürdiger Nacht
sind sie alle ans Licht gebracht.
Sieh nur, sieh! Wie behend sich die Menge
durch die Gärten und Felder zerschlägt,
wie der Fluss in Breit und Länge
so manchen lustigen Nachen bewegt,
und, bis zum Sinken überladen,
entfernt sich dieser letzte Kahn.
Selbst von des Berges fernen Pfaden
blinken uns farbige Kleider an.
Ich höre schon des Dorfs Getümmel,
hier ist des Volkes wahrer Himme.
Zufrieden jauchzet groß und klein:
Hier bin ich Mensch, hier darf ichs sein!

Johann Wolfgang von Goethe (1749 - 1832)
aus: Faust. Der Tragödie erster Teil. Vor dem Tor

 

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Wie schön ist doch die Osterzeit

OsterhaseWie schön ist doch die Osterzeit,
der Frühling ist erwacht.
Die Sonne strahlt vom Himmel weit
und wärmt mit voller Macht.

Der Frühling ist in unserm Herzen,
die kalten Nächte sind vorbei,
ein jeder möchte lachen, scherzen.
Man fühlt sich so unendlich frei.

Leopoldine Lembcke